Genetische Analysen des Forschungsinstituts Senckenberg, Abteilung Naturschutzgenetik in Gelnhausen (an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die Biologen Kathrin Steyer und Tobias E. Reiners für die fruchtbare Zusammenarbeit) haben gezeigt, dass sich Wildkatzen in der Rhön und den umliegenden Mittelgebirgen in vier Teilbereiche differenzieren lassen.
Die genetischen Analysen wurden auf ihre Ähnlichkeit untersucht und in so genannte Cluster sortiert. Die vorhandene Differenzierung der Cluster, wenn auch gering, spricht dafür, dass es immer noch Barrieren für einen Austausch in der Rhön gibt. In der thüringischen Rhön, Teilen der hessischen Rhön sowie in den äußersten nördlichen Ausläufern der bayerischen Rhön sind Wildkatzen an Lockstöcken nachgewiesen worden, die eine nahe Verwandtschaft mit den nachgewiesenen Wildkatzen des Thüringer Waldes und Harzes besitzen (Vgl. Datenbank Senckenberg, Naturschutzgenetik) – Teilpopulation Thüringen (gelb).
Die anderen Teilpopulationen unterteilen sich in Teilpopulationen der Rhön (blau) und des Spessarts (rot) sowie in eine Teilpopulation des Neuwirtshauser Forstes (grün) im Süden. Diese Unterschiede lassen vermuten, dass es selbst auf diesem kleinen Raum zu Ausbreitungshindernissen und somit zu genetischen Durchmischungsschwierigkeiten kommt. Wichtige Barrieren stellen neben Straßen und Autobahnen insbesondere ausgeräumte Agrarlandschaften ohne Deckung dar. In der Rhön sind historisch bedingt eher Kleinstagrarstrukturen mit Hecken- und Strauchstrukturen vorhanden, nur stark „bewirtschaftete“ und zersiedelte Täler ohne die genannten Ausbreitungsförderer wie z.B. das Streutal in der bayersichen Rhön erfüllen diese Barrieren. Hier ist genetisch auch eine deutliche Trennung der Teilpopulationen anhand dieser Talstruktur zwischen Rhön (blau) und Thüringen (gelb) festzustellen (nördliche Kontaktzone).
Karten zum Download (PDF 2,32 und 1,4 MB):
Die Individuendaten der Wildkatzenteilpopulation Neuwirtshauser Forst zeigen deutlich, dass mehrere Kätzinnen und Kuder in dem großen Lebensraum mit verschiedensten Waldstrukturen unterwegs sind. Das Wildkatzenmännchen Anton wurde an fünf verschiedenen Lockstöcken nachgewiesen. Zwei weitere Kuder Cornelius und Ludo an vier verschiedenen. Beide letztere überquerten die A7 noch vor dem Bau der Wildbrücke und wurden auf beiden Seiten der Autobahn nachgewiesen. Wie die Wildkatzen das neue Angebot der 2011 errichteten Grünbrücke über die Autobahn A7 bei Oberthulba im Neuwirtshauser Forst annehmen werden, kann erst durch ein Monitoring mittels Lockstockmethode, Fotofallen und Videos beantwortet werden.