Habitatmodell Wildkatze Rhön

Habitatmodellierung

Für die im April 2012 neu erstellte Habitatmodellierung der Rhöner Wildkatze durch (T. E. Reiners vom Forschungsinstitut Senckenberg, Abteilung Naturschutzgenetik) wurde ein generalisiertes lineares Modell (GLM) mit Logit Funktion (logistische Regression) verwendet. Die Auflösung des Habitatmodells beträgt 25 m x 25 m (ein Pixel).

Im nächsten Schritt wurde eine Modellvereinfachung mit dem Ziel vorgenommen, ein Habitatmodell zu finden, was mit möglichst wenigen Umweltvariablen zwischen Vorkommen und Pseudo-Nicht-Vorkommen der Wildkatze unterscheiden kann. Dies wurde durch Verwendung des Akaike’s Information Criterium (AIC) als Maß für die Modellgüte gewährleistet. In 1.000 Rückwärtsschritten wurden solange einzelne Parameter aus dem Modell entfernt, bis das Modell mit der besten Güte generiert wurde.

Beste Güte bedeutet, dass möglichst wenige viel erklärende Variablen (signifikante Parameter) gefunden werden, welche zwischen Vorkommen und Nicht-Vorkommen der Wildkatze unterscheiden können.

Um das Modell zu testen und die Fähigkeit der Vorhersage für Wildkatzenlebensräume zu bestätigen, wurde eine so genannte Kreuz-Validierung durchgeführt. Hierbei wurde ein Teil der 687 Wildkatzendaten nicht für die Erstellung des Modells genutzt, um anschließend beim Modelltestdurchlauf die „angeblich“ vorher unbekannten Vorkommen vorherzusagen.

signifikante Parameter

  • Distanz Grünland [m] (negativ)
  • Distanz Siedlung [m] (positiv)
  • Laubwalddichte [%] (positiv)
  • Ackerlanddichte [%] (negativ)
  • Siedlungsdichte [%] (negativ)

Ergebnisse der Habitatmodellierung Rhöner Wildkatze

Die Habitatverbreitungskarten wurden mit GEPARD 2.0 erstellt, indem die flächendeckenden digitalen Karten der Umweltvariablen genutzt wurden, um für jeden Punkt der Landschaft eine Prognose durchzuführen. Die Vorhersage basiert auf einer Formel, die in der logistischen Regression erzeugt wurde. Hierbei wurden die einzelnen Umweltparameter unterschiedlich stark gewichtet, mit Vorzeichen versehen (positiv oder negativ) und anschließend aufaddiert.

Das Modell hat als Datengrundlage 1 für Vorkommen und 0 für Abwesenheit der Wildkatze. Als Ergebnis der Berechnungen wurden jedem Pixel im Modell ein Wert zwischen 0 und 1 zugewiesen. Die Karte ist für Sie zum Download bereit gestellt: die Modellkarte hat eine topographische Karte mit dem Maßstab 1 : 50 000 (TK 50) als Grundlage.

Karte zum Download (PDF 4,69 MB):

Habitatklassen Wildkatze Rhön

  • grün – sehr gute Eignung – 0.9- 1.0
  • hellgrün – gute Eignung – 0.8- 0.9
  • gelb– moderate Eignung – 0.7- 0.8
  • orange – geringe Eignung – 0.6- 0.7
  • rot – sehr geringe Eignung – 0.5- 0.6
  • grau – keine Eignung – 0 – 0.5

Ist die Vorhersage für einen unbekannten Raum 0.1 so ist es sehr unwahrscheinlich, dass Wildkatzen dort vorkommen. Dieser Punkt ist 0 sehr viel ähnlicher. 0.5 bedeutet es ist weder schlecht noch besonders gut. Je weiter die Vorhersage gegen 1 tendiert, umso wahrscheinlicher ist es, dass es ein sehr guter Wildkatzenlebensraum ist und diese dort vorkommen. Daraus resultiert die im Kasten aufgeführte Klassifizierung. 0.5-0.6 – unwahrscheinlich= bedingt geeignet. 0.7-0.8 schon besser 0.9-1.0 entspricht statistisch den Vorkommen – also einem sehr guten Lebensraum der Wildkatze.

Fasst man die auf den Karten sichtbaren Modelllebensräume zusammen, spielt die Höhenlage keine signifikante Rolle. Wildkatzennachweise in der Rhön konnten auch über den kritischen 800 m ü. NN nachgewiesen werden.

Der mittlere Abstand der aus den 687 Nachweisen gewonnenen Wildkatzenvorkommen ist 850 m von Siedlungen entfernt – ab diesem Punkt wird der Einfluss auf die Habiateignung im Modelll positiv wirksam. Gleiches gilt für den Anteil an Laubwald. Hier ergeben die Daten der WKV, dass im Mittel ab 36 % des Laubwaldanteils positive Habitateignung deklariert werden kann.

Negativ hingegen wirkt sich die Distanz zu Grünland aus. Die für die Wildkatzen essentiellen Nahrungsgebiete werden mit größerem Abstand als ungeeignet für Wildkatzenvorkommen ausgewiesen und erhalten negative Vorzeichen in der Formelgewinnung. Gleiches gilt für die Anteile Ackerland und Siedlungen – steigen diese, hat dies negative Folgen auf Wildkatzenlebensräume.

Optimale Lebensräume für die Wildkatzen in der Rhön werden in dieser Habitatmodellierung dem Truppenübungsplatz Wildflecken, dem Neuwirtshauser Forst, den strukturreichen Osthängen der langen Rhön, dem Salzforst, der kuppigen Rhön um Dermbach und nordöstlich Diedorfs in der Rhön, dem NSG Rößberg sowie dem Kreuzberg, den Schwarzen Bergen und den Wäldern nordöstlich Hünfelds ausgestellt. Diese verinselten Lebensräume stellen Trittsteinbiotope zwischen Spessart und Thüringer Wald dar und werden über Wildkatzenkorridore miteinander verbunden.