Im Rhöner Wildkatzenprojekt wurden die baldriangetränkten, sägerauen Lockstöcke in bevorzugten Wildkatzenlebensräumen (bsp. strukturreiche Laubwälder, Waldwiesen, Offenlandstrukturen mit ausreichender Verbuschung) in der Projektlaufzeit in den Boden geschlagen und über ein perforiertes Kuntstoffröhrchen mit Baldrian versetzt. Zuvor wurden kundige Personen (Forstämter, Jägerschaft, BUND, BN) zum Vorkommen der Rhöner Wildkatze befragt und schon modellierte Wildwege wie der Wildkatzenwegeplan des BUND zur Orientierung genutzt.
Eine weitere Grundlage für die Lebensraumanalyse stellten die 2006 durchgeführten Habitatanalysen in den Diplomarbeiten von Corinna Heidemann (Analyse potenzieller Wildkatzenhabitat und -korridore in der südlichen Rhön) und Michaela Sander (Potenzielle Habitatanalyse der nördlichen Rhön als Lebensraum für Wildkatzen) dar. Daraus ergab sich, dass Gebiete oberhalb von 800 m ü. NN genauso ausgeschlossen wurden wie Standorte mit Nähe zu Siedlungen (bis auf 100 m ).
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2009 wurde das 1 km2 – Rasterzellen-Wildkatzenmonitoring (nach Weber 2008) in den größeren bayerischen Waldgebieten des Salzforstes und des Neuwirtshauser Forstes durch RhönNatur eingeführt. Lockstöcke wurden in diejenigen Raster gesetzt, die mind. 10 ha (= 10 %) Wald aufwiesen. Waldgebiete, die näher als 200 m von Bauzonen waren, wurden nicht berücksichtigt. Da Wildkatzen vor allem in der Ranzzeit durch den Baldriangeruch angelockt werden und sich an den aufgerauhten Holzlatten reiben, wurden von Dezember bis April wöchentlich Lockstöcke kontrolliert, Haare abgesammelt und nach Gelnhausen ans Forschungsinstitut Senckenberg, Abteilung Naturschutzgenetik gesandt. An dieser Stelle ein GROßES Dankeschön an alle Lockstockkontrolleure während der Projektlaufzeit, die mit hohem Engagement auch bei schlechter Witterung und Schneeverhältnissen ihr Gebiet durchstreift haben (Melanie Wenzel, Daniela Baumann, Matthias Metzger, Peter Piel, Uwe Steigemann, Josef Wehner, Georg Sauer, Ewald Sauer, Norbert Bahre, Rainer Maus, Rolf Friedrich, Jürgen Thein, Bernd Mainschäfer, Klaus Schlegelmilch, Dieter Kruse, Thomas Leibold, Roland Werner (†) …). Waren es 2007/2008 noch ca. 130 Lockstöcke, wurden ab 2008/09 ca. 300 Lockstöcke kontrolliert (Anleitung zur Lockstockkontrolle in der Rhön).
Die Ergebnisse der genetischen Analysen zur Verifizierung der europäischen Wildkatze (mt-DNA) belegen im Naturraum Rhön 76 Wildkatzennachweise , davon 40 Nachweise im Drei-Länder-Biosphärenreservat (Stand Dez. 2012). 67 Wildkatzennachweise wurden im Rahmen des Rhöner Wildkatzenprojektes durch den Verein RhönNatur erfasst. Einer der größten Wildkatzenvorkommen konnte im Neuwirtshauser Forst nachgewiesen werden. Hier konnten an 30 Lockstöcken Wildkatzen festgestellt werden.
Karten zum Download (PDF 2,58 MB, 2,61 MB, 2,44 MB, 2,33 MB):
Alle weiteren Nachweise im Naturraum Rhön sind Totfunde, erhoben von dem in Gersfeld lebenden Biologen Dr. Franz Müller (n=19) aus Osthessen von 2006 bis 2012, Dipl.-Biologin Martina Denk (n=22) von 2001 bis 2006, Totfunddaten von RhönNatur e.V. (n=6), Meldungen von Wildkatzenfunden oder -sichtungen bei RhönNatur e.V. (n=22) sowie Meldungen von Jürgen Thein (n=24). Zusammen mit den genetischen Nachweisen von Senckenberg sind 224 Nachweise für die Wildkatze in der Rhön und angrenzenden Regionen durch RhönNatur und Senckenberg zusammengeführt worden. Vergleicht man die Daten mit den bisher in den angrenzenden Naturräumen durchgeführten Lockstockkontrollen, Totfunden und Sichtbeobachtungen, so ist die Wildkatzennachweisdichte im BR Rhön am höchsten (Stand Dezember 2012).